Categories: Im Fokus

Ist Binge-Watching tot?

Seit dem Start von House of Cards auf Netflix im Jahr 2013 ist Binge-Watching zu einem wahren Gesellschafts-Phänomen geworden. Serienfans können nun die gesamte Staffel oder manchmal eine ganze Serie an nur einem Abend durchgucken. Auch die Plattformen und Produktionsstudios mussten sich an diese Entwicklung anpassen und ihre Abläufe ändern.

Und obwohl immer mehr Plattformen sich für diese Art der Ausstrahlung entschieden haben, zeigen uns aktuelle #PeakTV-Entwicklungen, dass das Binge-Watching-Modell vielleicht doch kein Modell für die Zukunft ist.


Zurück zu den Wurzeln

Game of Thrones hat sich von Anfang an dem Binge-Trend widersetzt und uns jedes Jahr gut zwei Monate lang Abend für Abend, Woche für Woche unterhalten. Beispiele wie diese sind sicherlich die Ausnahme, haben aber zahlreiche Plattformen dazu bewegt, sich Gedanken über neue Ausstrahlungsmethoden zu machen. Im November 2019 sind mit Apple TV+ und Disney+ gleich zwei neue Streaming-Anbieter gestartet, die Netflix und Amazon, aber auch den Pay-TV-Sendern wie HBO oder FOX mit linearen Ausstrahlungsmethoden die Abonnenten streitig machen wollen.

Apple zum Beispiel entschied sich beim Start für ein Hybrid-Modell: Drei Episoden am Veröffentlichungstag, danach eine Folge pro Woche. Aus unternehmerischer Sicht möchte man mit diesem Modell so viele neue Abonnenten wie möglich gewinnen – und existierende Abonnenten vom Kündigen abhalten. Auch Disney hat sich deshalb bei seiner Prestige-Serie The Mandalorian für eine lineare Ausstrahlung entschieden.

Das Ziel ist klar: Disney und Co. wollen in die Fußstapfen von HBO treten und Serien wie The Mandalorian zu einem wöchentlichen Highlight machen, also zu einer Serie, über die man jede Woche mit den Kollegen in der Mittagspause spricht. Auch die neueste Serie von Disney+, WandaVision, profitiert von dieser Ausstrahlungsmethode. WandaVision ist nicht nur eine Hommage an die Fernsehklassiker von früher, sondern auch ein Musterbeispiel für eine Serie, deren Folgen Woche für Woche von Serienfans ausgiebig auseinandergenommen werden.

Studien zeigen zudem, dass sich die Zuschauer beim Binge-Watching weniger Details zur Story merken können. Mystery-Serien nach dem Vorbild von Lost oder True Detective könnten deshalb von einer linearen Ausstrahlung profitieren.

Dies jedenfalls meint der Schöpfer der Superhelden-Serie The Boys. Wie bei den Apple TV+ Serien wurden beim Start der 2. Staffel nur die ersten drei Episoden veröffentlicht, während die restlichen Folgen in einem wöchentlichen Turnus bereitgestellt wurden. Klar wurde diese Nachricht nicht von jedem Serienjunkie positiv aufgenommen, es zeigt aber, dass Binge-Watching keineswegs ein Allheilmittel für jede Streaming-Plattform ist. Der neue amerikanische Streaming-Anbieter HBO Max geht einen ähnlichen Weg und veröffentlicht jede Woche jeweils zwei neue Folgen.

Die letzte Stunde des Binge Watching hat noch nicht geschlagen

Trotz der Renaissance des linearen Ausstrahlungsmodells bleibt Binge-Watching für viele Streaming-Anbieter das Maß aller Dinge. Zwar geraten dadurch viele Serien schnell wieder in Vergessenheit, trotzdem schafft es Netflix immer noch, dass Serien wie The Crown, The Umbrella Academy oder Sex Education auch Monate nach Veröffentlichung immer noch zu den beliebtesten Serien der BetaSeries-Community gehören.

Außerdem verleiht das Binge-Watching vielen Serien, die früher linear ausgestrahlt wurden, neue Aufmerksamkeit. Wer sich auf den Start einer neuen Staffel durch die bisherigen Folgen durchbinged, kann vielleicht Dinge entdecken, die er beim ersten Mal übersehen hat. Zum Beispiel lässt sich die Entwicklung eines Walter White viel besser nachvollziehen, wenn man die Episoden am Stück schaut.

Lineare Ausstrahlungsmethoden sind also genau wie das Binge-Watching keineswegs tot. Wir werden auch weiterhin in den Genuss verschiedener Veröffentlichungsarten kommen: Wöchentliche Releases für Prestige-Serien wie Better Call Saul, The Mandalorian oder The Boys und Binge-Modelle für Serien wie Emily in Paris oder Bridgerton. Die Rückkehr des linearen Fernsehens ist also kein Rückschritt, sondern eine ganz normale Entwicklung.


Wie schaut ihr Serien? Seid ihr Binge-Watcher oder lasst ihr euch Zeit mit den Serien? 

Share
Published by
Robert Krüger