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Infiltration: Lohnt sich die Serie?

Überall auf der Welt kommt es zu mysteriösen Ereignissen, Stromausfällen und Naturkatastrophen, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben… oder doch?

Dass Alien-Invasionen nicht nur einen Kontinent betreffen werden, war die Schwäche eines jeden Endzeitfilm bzw. -serie. Dementsprechend anders kommt die neueste Apple-Serie daher, denn Infiltration spielt nicht nur in den USA, sondern auch in Japan, Großbritannien und Afghanistan.

Seit dem 22. Oktober steht die Serie, die von Simon Kinberg (Der Marsianer) und David Weil (Hunters) entwickelt wurde, mit drei Episoden auf Apple TV+ zum Anschauen bereit. Die anderen 7 Folgen werden jeweils freitags veröffentlicht.

Eine Serie, die nicht immer ihrem eigenen Anspruch gerecht wird

Wenn es eine Sache gibt, die man Infiltration nicht nehmen kann, dann ist es sein Ehrgeiz. Vom Chorensemble bis zu den Blockbuster-ähnlichen Spezialeffekten hat Apple TV+ bei einem geschätzten Budget von 200 Millionen Dollar keine Kosten gescheut. Die filmischen Aufnahmen sind beeindruckend, von der Darstellung der Wüstenlandschaft bis hin zu den winzigen Details einer chirurgischen Operation.

Wer aufgrund dieses riesigen Budgets nun Unmengen realistisch aussehender Aliens und Explosionen erwartet, der wird aber enttäuscht werden. Zwar gibt es immer mal kurze Momente, doch lange, dünne Wesen mit großen Augen sind in den ersten drei Episode nicht zu sehen. Und darin liegt auch die größte Schwäche an Infiltration: Alles wird nur geteasert, nichts wird gezeigt. „Show, don’t tell“, also „Zeigen und nicht erzählen“, ist normalerweise die Devise. Infiltration hält sich aber zu sehr mit dem „Erzählen“ auf und „zeigt“ zu wenig. Man kann es den Zuschauern daher nicht verdenken, wenn sie irgendwann entnervt abschalten.

Dabei wissen bestimmte Szenen durchaus zu begeistern, etwa die Handlungsstränge um um Aneesha (Golshifteh Farahani) oder Mitsuki (Shioli Kutsuna). Sie schaffen es, eine gewisse Spannung aufzubauen. Irgendwas stimmt da draußen nicht, und niemand weiß, was diese mysteriösen Events verursacht. Doch die guten Szenen werden oft durch langgezogene und unwichtige Dialoge und Szenen ruiniert. Den Streit zwischen Aneesha und ihrem fremdgehenden Mann hätte man genauso gut in weniger Minuten zeigen können, und nicht jeder Schritt zwischen Ort A und Ort B muss in voller Länge gezeigt werden. Man hätte die Episoden auf 45 Minuten runterkürzen können, ohne dass die Handlung darunter gelitten hätte.

Ein Haufen unterschiedlicher Charaktere

Es ist schon lange her, dass wir in einer Serie so viele Hauptfiguren hatten, die geografisch so weit voneinander entfernt sind. In dieser Hinsicht werden durchaus Erinnerungen an Game of Thrones wach, wo die Charaktere ebenfalls über die ganze Welt verteilt waren.

Auch in Infiltration werden wir daher Figuren finden, an denen wir hängen werden. Sei es der Soldat in Afghanistan, die Vorstadtmutter Aneesha, die Japanerin Mitsuki oder die britischen Schulkinder: Jeder wird seine Lieblingscharaktere finden.

Fazit: Infiltration ist gut, aber nicht perfekt

Bevor uns jemand fragt: Wir wissen auch nicht, warum aus Invasion hierzulande Infiltration geworden ist. Bei genauerer Betrachtung ist Infiltration aber der bessere Titel für die Serie. Eine Infiltration ist langsam, lässt sich Zeit; eine Invasion passiert plötzlich und überraschend. Unter diesem Gesichtspunkt sollte man die Serie daher anschauen.

Nichtsdestotrotz soll das nicht die oben angesprochenen Schwächen beschönigen. Die Serie braucht zu lange, um in Fahrt zu kommen; rasante Action á la Independence Day sollte man hier nicht erwarten. Wer aber die Art von Filmen und Serien mag, in denen eine unbekannter Bedrohung vor den Türen steht (Dunkirk, The Handmaid’s Tale), der wird auch mit Infiltration seinen Spaß haben.

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Published by
Robert Krüger